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Fühlst du dich auch so allein?

Oft ist der Feuerteufel Feuerwehrmann Teil5

Maren Zaidan und Stefan Brackmann, 4. Juli 2023 03:00 Uhr

Was, wenn da keine Familie, kein Partner und keine Freunde sind?

Teil 5

Was sind unsere Schlüsse?
Allein Öffentlichkeit für das Thema zu erregen und den betroffenen Menschen klar zu machen, dass sie nicht allein einsam sind, kann einigen helfen, sich Hilfe zu suchen. Manche Menschen wären vielleicht bereit, in diesem Bereich aktiv zu werden oder würden sich über mehr Kontakte selbst freuen, wissen aber nicht wie oder waren sich des Problems nicht bewusst. Öffentlichkeit für das Thema und Anlaufstellen für diesen Problembereich können also helfen, Anfänge für Helfer zu setzen. Speziell in den beschriebenen Zeiten, müsste klar werden, dass es nicht die eine einsame Gruppe gibt.

Mit der Diversität der Einsamen und deren Bedürfnissen fängt es aber an. Das eine Kind sucht Spielkameraden, das andere wünscht sich sehnlichst Großeltern. Während der eine einen Partner sucht, sucht der andere einfache Freundschaften oder Familienersatz. Es dürfte sehr schwer sein, alle Bedürfnisse zu matchen.

Die positive Aussicht: Vielleicht sind solche Anlaufstellen und Vermittlungen nur ein Startpunkt. Vielleicht passt die vermittelte Kombination nicht, aber durch sie wird bewusst, dass der eigene Nachbar besser passt und es ihm nicht besser geht. Hier kommen wir zum nächsten Punkt: Was ist mit der Chemie zwischen den Menschen und wissen wir immer genau, was wir wollen und was uns gut tun würde? Kann eine Agentur gut herausfinden, wer passt? Rechne ich bei der Annahme einer ehrenamtlichen Verpflichtung oder einer Mitgliedschaft in einem Verein nicht zunächst nach, ob ich Zeit dafür habe? Werden Dinge, zu denen ich mich verpflichtet fühle, nicht eher lästig? Noch schlimmer ist der Fall der bezahlten Sozialarbeiter. Was ist mit dem Gefühl, dass mein Gegenüber nur nett ist, weil er es muss?

Zu allerletzt möchten wir den Faktor der Sozialphobie ansprechen. Menschen, die einsam sind und vielleicht schlechte Erfahrungen mit ihren Mitmenschen gemacht haben, leiden oft unter einer Sozialphobie. Wer darunter leidet, hat wiederum Probleme, unter Menschen zu gehen. Es entsteht ein Teufelskreis. Eine einfache Aufforderung doch einfach raus zu gehen, in einen Verein zu gehen oder Ähnliches, stößt deshalb oft nicht auf Erfolg. Die Suche nach Hilfsangeboten wird auch erschwert. Auch diese Faktoren müssen beachtet werden, wenn sich die Politik mit dem Thema Einsamkeit beschäftigt.

Damit kommen wir zurück zur Grundüberlegung des Natürlichen. Es müssen nicht viel mehr Anlaufstellen aller Art geschaffen werden. Es muss Aufmerksamkeit dafür geschaffen werden, dass da draußen sehr viele Menschen sind, die genauso dankbar für mehr emotional wertvolle Kontakte wären. Es muss das Bild vom mürrischen Nachbarn oder Kollegen geändert werden, in ein sich selbst hinterfragen, warum diese Person so ist und ob ab und zu mit ihr reden vielleicht doch ganz nett wäre. Am wichtigsten in diesen Jahren ist jedoch etwas anderes. Das alles beginnt in den Familien. Kinder und Jugendliche müssen wieder die Chance auf Freundschaften, Großeltern, Onkel und Tanten haben. Wir müssen uns mehr hinterfragen, ob die offene Zahnpastatube wirklich ein Trennungsgrund ist und alte Lebensmodelle mit etwas Individualität wirklich so schädlich sind. Gibt es auch gute Seiten am ab und zu sonntäglichen Kaffee bei Oma und Opa? Um all das machen zu können, brauchen wir jedoch auch wieder eine Politik und Arbeitgeber, die es möglich machen, mehr als zwei Jahre am selben Ort zu wohnen. All das muss und sollte nicht für jeden gelten. Aber einigen würde etwas Sicherheit, etwas Familie und ein paar mehr Freunde wahrscheinlich gut tun.


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Maren Zaidan und Stefan Brackmann
Die Bundesvorsitzenden
DIE FÖDERALEN



Quellen:
https://www.welt.de/regionales/nrw/article245012972/Schwarz-Gruen-in-NRW-will-Einsamkeitskonferenz-einberufen.html
https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Hintergruende-Auswirkungen/demografie-privathaushalte.html
Deutschland in Daten Bundeszentrale für politische Bildung https://www.bpb.de 4938_zb_dtindaten_gesamt
https://www.sueddeutsche.de/kultur/netzkolumne-digitalisierung-kollegen-kaufen-homeoffice-1.5816748?reduced=true