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100 Tage Widerstand - Teil 3: Die Todesspirale

Eine politische Chaos-Theorie als Anti-Pattern

Maren Zaidan, 17. Juli 2020 15:20 Uhr

Ungewollter Widerstand gegen den Widerstand

Woran Widerstand2020 scheiterte? Widerstand2020 war zuerst einmal eine Ein-Themen-Partei. Meiner Meinung nach wurde sehr wenig vorgegeben und das Wenige mit der Zeit noch reduziert. In der Partei sah jeder das, was er sehen wollte. Man sprach von Werten wie einem liebevollen Umgang. Oft spielte man sich jedoch nur vor, dass alle sich sehr mögen und redete im Hintergrund ganz anders übereinander. Es gab auch Menschen, die gern eine Opferrolle vorgaben. Die Mitglieder waren keine Mitglieder. Leider wurden die meisten nie aufgenommen. Das führte zu Frust, aber auch zu der Möglichkeit, jeden Tag seine Meinung über die Parteizugehörigkeit zu ändern oder sogar die Partei zu sabotieren und zu spalten. Viele Landesansprechpartner, aber auch Menschen im Landesverband in Gründung hatten das Gefühl, es gibt in der Partei eine unerreichbare Elite. Man misstraute der eigenen Basis und unterstellte ihr Eigenschaften wie Machtgier. Das ganze Vorgehen war unproduktiv. Alles wurde zerredet, man hat keine Entscheidungen getroffen und misstraute allen Fachleuten. Das gigantische Wachstum der Partei ist historisch gewesen, aber hat leider zu Chaos und Überforderung geführt. Die Vorstandsmitglieder waren leider nicht standhaft genug, somit sind zu viele zurückgetreten. Gegen internes Mobbing, Hetze, Intrigen und andere Spielchen wurde nichts unternommen. Gerade bei Widerstand2020 wäre dies jedoch dringend nötig gewesen. Das Konzept lockte auch Mitglieder mit allen möglichen Schicksalen und psychischen Problemen an. Man konnte alles in reinster Lehrbuchform erleben und oft bereits voraussagen. Die Depressiven stießen auf die Narzissten, die Narzissten auf die Boderliner und diese auf wiederum andere. Das alles kommt überall vor und es ist nicht schlimm, psychische Probleme zu haben oder nicht den Musterlebenslauf vorweisen zu können, aber die Führungsebene einer jeden Organisation sollte darauf achten, dass diese Mischung von Problemen nicht zur Katastrophe wird. Im Fall von Widerstand2020 wurde dies zu einem Katalysatoreffekt und das Gruppenklima kippte in der ganzen Partei. Es wurden kaum Strukturen und vor allem keine klaren Kommunikationsstrukturen aufgebaut. Markenrechte und Domains waren wild verteilt, sodass nicht mehr ersichtlich war, was offiziell war und was eventuelle Feinde der Partei geschaffen hatten. Man ließ Menschen kostenlos arbeiten, ohne über das Budget nachzudenken. Dies betraf sowohl Dienstleister als auch die Mitglieder. Widerstand2020 schützte sich nicht vor Extremisten und beachtete das Parteiengesetz und die eigene Satzung zu wenig. Leistung wurde missachtet, stattdessen spielten Beziehungen eine große Rolle. Es entstand eine Todesspirale aus Skandalen durch schwere Managementfehler. Im folgenden beschreibe ich, wie ich zu diesen Schlüssen gekommen bin:

Ich habe viele Informationen über alle Themen gesammelt. Ich fand es immer wichtig mehrere Sichtweisen zu betrachten, um meine eigene zu finden. Als ich am Ende des Jahres 2019 von einer rätselhaften Lungenkrankheit in China gelesen habe, hatte ich eine erneute Schweinegrippe-Situation in Deutschland befürchtet. Für diese Meinung hat mich niemand ernst genommen. Ganz am Anfang des Jahres fand ich die Bilder aus China sehr beängstigend. Ich nahm die Situation ernst, bis ich wieder neue Informationen sammeln konnte und mit den alten abgleichen konnte. Ich habe selbst erlebt, in welche Probleme wir gesellschaftlich und wirtschaftlich geraten. Ich hörte von Widerstand2020 und war erst einmal skeptisch. Doch nach ein paar Tagen beschloss ich, es ist Zeit etwas zu tun und etwas zu riskieren.

Ich habe mich angemeldet, bin in die inoffizielle Ortsgruppe gegangen. Es durften sich immer noch nur zwei Haushalte treffen - schlechte Voraussetzungen, um einen Ortsverband zu gründen. Es war schwer sich kennenzulernen, doch ich fand etwas ganz neues - eine Familie. Eine Gruppe von Menschen, die von Anfang an besser passten als man erwarten könnte. Wir waren sehr verschieden, aber haben uns ergänzt. Wir haben uns organisiert und ich habe die ersten Probleme der jungen Partei mitbekommen. Das was begonnen hatte, war so wichtig und war so wertvoll, dass ich helfen wollte die Probleme zu lösen, zumindest den Teil der Probleme, bei denen ich in der Lage bin zu helfen. Es kam der Tag an dem wir hörten, dass es eine Intitialveranstaltung für die Gründung des Landesverbandes NRW geben wird. Es war einen Tag vor der Veranstaltung und meine Stadt als auch befreundete Städte hatten keine Einladung erhalten. Eine eher durch Zufall entstandene dreier Gruppe in der auch ich war, holte sich die Erlaubnis einen Vertreter von jeder Stadt noch kurzfristig einzuladen. Wir eröffneten eine Telegram-Gruppe und schrieben Vertreter der Städte an, um sie in die Gruppe und zu der Veranstaltung einzuladen. Keiner von uns war in einer offiziellen Rolle, die diese Einladung logisch erscheinen ließ. Ich war zu diesem Zeitpunkt nur in der Rolle inoffizielles Mitglied eines inoffiziellen Ortsverbandes zu sein. Es gab das erste Misstrauen, aber dieses legte sich schnell. Wir hatten alle zusammen bekommen und plötzlich begannen die Menschen in der Telegram-Gruppe sich kennenzulernen. Wieder ist ein kleines Wunder geschehen. Man stecke 100 Menschen zusammen in eine Gruppe und wenn sie ein gemeinsames Ziel haben, fangen sie an miteinander zu schreiben. Wir waren verblüfft.

Am nächsten Tag erhielten wir die Liste mit den restlichen Eingeladenen, inklusive einer Blacklist. Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns nichts über die Blacklist gedacht. Wir bekamen die Aufgabe Ausweiskontrollen durchzuführen und es ergab sich, dass wir unsere am Abend zuvor gegründete Gruppe ausbauen. Bei einem Widerstand2020 NRW-Treffen hörte ich einfach vielen Menschen nur zu. Alle hatten zwei Dinge gemeinsam: Dieselbe Sorge und Lösungsvorschläge, um die Probleme bei Widerstand2020 zu lösen. Jeder auf seine eigene Weise. Eines war jedoch merkwürdig: Es wurde von einer Landesansprechpartnerin gesprochen, die sich niemandem vorgestellt hat, nicht namentlich genannt wurde und von der die meisten wussten nicht, wie sie zu dieser Rolle gekommen ist. Ich habe durch die Teilnehmerliste die Aufgabe erhalten alle Teilnehmer, die an der Landessatzung mitschreiben wollten zusammenzubringen.

Am nächsten Tag fing die Satzungsgruppe an zu arbeiten und wir suchten nach unserer vermeintlichen Landesansprechpartnerin. Da die Frage über die Ernennung dieser Rolle immer noch nicht geklärt war und nicht basisdemokratisch erschien, wurde eine Abstimmung über den Landesansprechpartner gefordert. Da ich viele sympathische Menschen kennengelernt hatte und mir immer noch vorstellen konnte beim Lösen der bereits bekannt gewesenen Probleme helfen zu können, habe auch ich mich beworben. Die Abstimmung wurde vom Bundesvorstand spontan organisiert, aber war in vielen Punkten chaotisch. Da wir nicht der erste Landesverband in Gründung waren, wurde es etwas fragwürdig was in den anderen Bundesländern geschehen ist. Plötzlich fand Grüppchenbildung statt, es wurden Intrigen gespannt und der Konkurrenzkampf begann. Auch die vermeintliche Landesansprechpartnerin hat sich beworben und wurde wegen unfairer Werbung mehrfach ermahnt. Trotz allem kannte ich die Hintergründe nicht und wollte Frieden, egal wer es in Zukunft werden sollte. Ich versuchte also Frieden mit der zuerst genannten Ansprechpartnerin noch während der Abstimmung herzustellen – obwohl ich nie mit ihr einen Konflikt hatte. Nach der Abstimmung sah es so aus als wäre mir das gelungen. Es gab einen anderen Bewerber, der in mancher Hinsicht so verschieden von mir war, wie es nur sein konnte, aber meine Ansichten teilte. Ich hab mir die Doppelspitze gewünscht und wie es manchmal im Leben läuft – der Wunsch wurde von den Abstimmenden erfüllt ohne dass ich ihn aussprechen musste. Gerhard Nadolny und ich wurden Landesansprechpartner.

Am ersten Abend unseres Kennenlernens schrieben wir noch eine Organisationsstruktur nieder. Am nächsten Tag begann man über uns Gerüchte zu verbreiten und uns zu spalten. Das Ganze war so offensichtlich, dass wir uns einschworen, dies nicht zuzulassen. In NRW finden im September Kommunalwahlen statt, viele Mitglieder, die es absurder Weise zumeist nicht waren, haben sich gewünscht unter Widerstand2020 zu kandidieren oder zumindest unterstützt zu werden. Wir wollten dabei unterstützen und die Gründung des Landesverbandes beschleunigen. Wir merkten schnell, dass bestimmte Personen in der Bundesebene alles mitgelesen haben, was wir schrieben. Bis man uns kalt gestellt hatte, gab es täglich eine Ermahnung zu den Nachrichten, die wir in der privaten Gründungsgruppe geschrieben hatten. Uns wurde alles so im Mund verdreht, dass wir bald nicht mehr wussten wie wir mit den Menschen in NRW kommunizieren sollen ohne kritisiert zu werden. Es war sogar nicht erlaubt zu sagen mir sind leider die Hände gebunden zu schreiben. Wir erhielten bei dem Versuch an Kommunalwahlen teilnehmen zu können Zusagen, dass wir von der Bundesebene unterstützt werden, diese wurden wieder zurückgezogen. Wir hatten stundenlange Onlinekonferenzen und Telefonate, doch alle Termine wurden immer wieder verschoben und Pläne verworfen. Fachkompetenz wurde angezweifelt und dabei offen zugegeben weniger davon zu haben. Das Zusammenhalten mit anderen Landesansprechpartnern half auch nichts.

Wir versuchten den Landesverband so schnell wie möglich zu gründen. Denn dies war nötig, um an den Kommunalwahlen teilzunehmen. Unsere schriftlichen Mitgliedsanträge und die der anderen Landesansprechpartner gingen jedoch mehrmals verloren. Wir versuchten auch die vermeintliche Landesansprechpartnerin bei der Gründung einzubinden und da ihr viel an den Kommunalwahlen lag, ihr Aufgaben in diesem Bereich zuzusprechen. Während eines Treffens zur Vorbereitung des Landesverbandes bekamen wir dann mit, dass die vermeintliche Landesansprechpartnerin offen und vor uns gegen einige von uns Hetze betrieb. Wir beschlossen somit, dass eine Zusammenarbeit nicht möglich ist.

Bei Widerstand2020 kam es zu weiteren Rücktritten nach Victoria Hamm. Die Menschen fingen an zu zweifeln. Wir bekamen mit, dass es ungenannte Verbindungen zwischen bestimmten Menschen in NRW zum Bundesvorstand gab. Diese Menschen waren dieselben, die ständig einen Kampf gegen uns führten. Gegen uns wurde mehr Stimmung gemacht und Vertrauenspersonen berichteten uns, dass versucht wurde sie auf die andere Seite abzuwerben. Andere Vertrauenspersonen haben unserer Meinung nach die Abwerbung nicht bemerkt und haben unsere Seite verlassen. Andere Landesansprechpartner verließen aus Protest die Landesansprechpartnergruppe oder sogar die Partei. Zunächst blieben wir standhaft, aber als endgültig massiv gegen uns gekämpft wurde, gleichzeitig alle juristisch sinnvollen Empfehlungen der Landesansprechpartnerguppe ignoriert wurden, haben wir die Landesansprechpartnergruppe aus Protest und Verhandlungstaktik verlassen und fuhren nicht zur Klausurtagung nach Buchenau. Auch das sollte ein Protest sein. Bevor wir es öffentlich machen konnten, haben dies andere bekannt gemacht, Personen bei denen wieder fragwürdig ist, wie sie so schnell an diese Information gekommen sind. Wieder folgten öffentliche Angriffe auf uns. Das es auch online gewisse Verhaltensregeln gibt, war für viele fremd. Wir wurden sozusagen zu einer Aussprache von Mitgliedern geladen. Wir konnten uns erklären und es war erstmal Ruhe. Kurz darauf begann man wieder Gerüchte zu verbreiten. Die Menschen für die wir wochenlang gekämpft hatten, sahen uns als ihre Feinde an.

Auf der Klausurtagung in Buchenau wurde entschieden, dass man die Auflösung von Widerstand2020 vorbereiten möchte. Daher wurden wir um ein kurzfristiges Treffen mit Terminvorschlag gebeten. Zu diesem Termin hatten wir auch eingeladen. Jedoch wurde gleich darauf von der sich abspaltenden Gruppe ein eigenes Treffen beworben. So kam es zu einer eindeutigen Spaltung in zwei Gruppen. Nachdem wir nun endgültig kaltgestellt wurden, schmiedeten wir Pläne für DIE FÖDERALEN und eröffneten eine Planungsgruppen mit Menschen denen wir vertrauten. Auf unserem ersten Planungstreffen zeigte uns ein Mann Beweise für erneute Hetze gegen uns, den Plan uns loszuwerden und den Wunsch uns mit Hackerangriffen zu bombardieren, vor. Eine parallele geheime Gruppe zur Landesverbandsgründung existierte schon länger und lies die wenige Tage vorherige Vorladung zur Farce werden. Im weiteren Verlauf spitzten sich die Intrigen zur Absurdität zu. Beispielsweise bei einem Treffen in Koblenz, welches wir organisiert hatten, wurden Mitglieder der anderen Gruppe nachgeschickt. Offen darüber reden wollte man nicht. Wir schotteten uns zur Sicherheit bis zur wenige Tage späteren Gründung mehr ab, um unsere Arbeit nicht zu gefährden.

Die Arbeit an den Föderalen lief überraschend schnell und produktiv. Wir haben begonnen uns mit einem kleinen Kreis von Menschen auf unsere Arbeit zu konzentrieren. Wir dachten über unsere Zielgruppe, unsere potenziellen Wähler und Mitglieder nach. Wir dachten darüber nach, wer wir selbst sind. Wir erarbeiteten Grundideen, eine Satzung, Ordnungen, ein Grundsatzprogramm und eine Organisationskultur. Wir beschlossen keine Ein-Themen-Partei zu sein. Wir kamen schneller voran als wir es nach all dem Wochen vor und zurück, gedacht hätten. Wir begannen mit Menschen in ganz Deutschland zu reden, die Sympathien und gemeinsame Ziele haben. Wir begannen Anrufe und Nachrichten zu erhalten, von Menschen, die von uns gehört hatten und das gleiche wollen. Wir gründeten uns und hatten die Freiheit endlich produktiv als Team zu arbeiten. All das hat uns sogar endlich wieder Freude bereitet. Wir fingen an eine Website aufzubauen. Wir öffneten uns nach außen. Wir fingen an Artikel zu schreiben, damit die Menschen ein Gefühl dafür bekommen, wer wir sind, was wir uns wünschen, für was wir uns einsetzen und kämpfen. Wir haben begonnen Social Media-Kanäle aufzubauen. Wir begannen Mitglieder aufzunehmen und ein Online-Formular einzurichten und freizuschalten. Auch unser Newsletter ist schon online. Wir haben begonnen für all die, die noch nicht sicher sind, wohin sie wollen, Gruppen aufzubauen, um uns kennenzulernen. Wir haben uns vorgenommen nie zu vergessen wo wir herkommen und immer erreichbar für jeden zu sein, der mehr oder weniger an unserer Seite sein möchte. Wir nahmen uns vor, immer unsere Ohren für alle Probleme offen zu halten. Wir haben begonnen Landesverbände aufzubauen. Wir haben den Kontakt zu anderen Gruppen der Bewegung nicht aufgegeben und haben einige Kontakte – manche zur Zusammenarbeit, andere als private Freunde erhalten.

Wir werden in den nächsten Wochen unsere Social Media-Präsenz ausbauen, auf Demos unterwegs sein, Organisationsstrukturen und unsere Infrastruktur ausbauen und aufbauen. Wir werden Videos drehen und mehr in die Öffentlichkeit treten. Wir werden in den nächsten Monaten unser Grundsatzprogramm mit unseren Mitgliedern weiter verfeinern, die Menschen bundesweit zusammenbringen und zu unserem ersten Bundesparteitag einladen. Wir haben noch viel vor, manches ist schon geplant und in Vorbereitung, weiteres in unseren Köpfen. Vor uns liegen mehr als 100 Tage. Ich bedanke mich bei allen, die die ersten 100 Tage zu einer schönen und viel zu schnell vergangenen Zeit gemacht haben!

Mitmachen

Maren Zaidan
Bundesvorsitzende der Partei DIE FĂ–DERALEN
Essen, den 17.07.2020