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KI und Kommunismus

Oder Kommunismus durch KI?

Stefan Brackmann und Maren Zaidan, 17. Dezember 2023 10:04 Uhr

Mit neuen Dingen kommen neue Ă„ngste

Seit der Wirtschaftskrise 2008 / 2009 ist in Deutschland von vielen Politikern, Wirtschaftsexperten und Intellektuellen ein Drang zum Sozialismus bzw. Kommunismus erkennbar. In einem Artikel der NZZ vom 26.09.2017 wurde beschrieben, dass durch Künstliche Intelligenz in Zukunft ein Problem des Kommunismus, nämlich die fehlende Information über Marktbereiche - und damit eine kaum mögliche Preisfindung - behoben werden könnte. Dies würde ein “Auferstehen” des Kommunismus möglich machen.

Seit letztem Jahr hat die Diskussion über die zukünftige Stellung von Künstlicher Intelligenz neue Fahrt aufgenommen. Die aktuellen Entwicklungen stellen die Bevölkerung, aber auch Experten vor viele Fragen und Ängste. Beide Entwicklungen zusammengenommen sind paradox. In diesem Artikel möchten wir erklären, warum.

Während der Industrialisierung gab es an vorderster Front des Kommunismus Karl Marx. Er propagierte in seinen Schriften eine Rückkehr zur Agrargesellschaft. Seine Forderungen galten selbst zu seinen Lebzeiten für viele als zweifelhaft und waren in der Realität ungewollt. Man war damals schon weiter und wollte nicht zurück zum Leben ohne Maschinen. Selbst einige Kommunisten und Sozialisten sahen andere Lösungen als eine Rückentwicklung der Gesellschaft, um die starken Probleme und das Elend der Arbeiter und Handwerker in der Industrialisierung zu beseitigen.

Die damaligen Kapitalisten waren der Meinung, dass Maschinen in naher Zukunft dem Menschen ermöglichen ein angenehmeres Leben zu führen. Die Arbeit leichter zu machen und die Arbeitsstunden zu reduzieren. Physiokraten wie Smith, Ricardo oder Sismondi sahen einen langfristigen Wertgewinn und damit einen Wohlstandsgewinn in der Industrialisierung. Sie stellten die These auf, dass mit der weiteren Entwicklung die Probleme der damaligen Arbeiter automatisch vorübergehen. Die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen erachteten sie als kurzen Zwischenschritt der Geschichte. Aus heutiger Sicht klingt das kaltherzig den damaligen Menschen gegenüber, aber die Arbeits- und Lebensbedingungen haben sich durch verschiedene Weiterentwicklungen tatsächlich verbessert.

FĂĽr die damaligen Kapitalisten war die Idee des Kommunismus somit obsolet.

Heute leben wir in einer Zeit, die viele fürchten lässt, dass der Mensch bald nicht mehr mit der Maschine oder besser gesagt der künstlichen Intelligenz mithalten kann. Einige malen das düstere Bild vom Ende der Menschheit. Auch wenn viele Prognosen düster und unrealistisch sind oder es zumindest eine Frage von unserem Umgang mit den Entwicklungen ist, wird unser Leben heute immer angenehmer und es gibt mehr geistige und körperliche Erleichterung als je zuvor.

Der Kommunismus sollte ursprünglich die Arbeiter in den damaligen Fabriken schützen. Heute sind diese Lebensumstände in Deutschland nicht mehr denkbar. Doch ausgerechnet jetzt wird wieder Kommunismus gefordert. Damals, weil die Menschen kaum etwas anderes als ihre körperliche Arbeit hatten, heute, weil sie fürchten können, dass selbst ihr Beruf mit geistiger Tätigkeit bald nicht mehr erforderlich ist.

Wie auch schon in dem Artikel der NZZ beschrieben, werden die Auswirkungen technologischer Fortschritte in der Anfangsphase gerne über-, im Zeitverlauf jedoch unterschätzt. Hier hilft es immer, einen klaren Kopf zu bewahren und eine Mischung aus Neugier, Interesse, Skepsis und Argwohn an den Tag zu legen. Zudem sollten wir die Entwicklung und Herkunft von Bewegungen und deren Ideen nie aus den Augen verlieren. Wenn wir das vergessen, werden unsere Forderungen widersprüchlich.


Stefan Brackmann und Maren Zaidan
Bundesvorsitzender
DIE FĂ–DERALEN



Quellen:
Georg Fabian, Karl Marx Prince of Darkness, The Romantic Visionaries
https://www.nzz.ch/wirtschaft/in-der-londoner-city-geht-das-gespenst-des-kommunismus-um-ld.1316915