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Ablehnung

Sie haben leider den falschen Vornamen

Maren Zaidan, 23. Juni 2021 06:00 Uhr

Zufall oder Diversität nicht gewollt?

Manchmal begegnet man Menschen und denkt sich, dass sie mit ihrem Namen bestraft wurden. Aber das ist Geschmackssache. Manchmal wundert man sich darüber, was für merkwürdige Probleme Menschen mit Namen entwickeln, die nicht unter den Top 10 sind, so hab ich mich mit meinen eigentlich sehr einfachen Namen zeitig dran gewöhnt auch auf die Namen Mareen, Maria, Mara und Marion zu hören! Und dann gibt es da noch die alte Schlagzeile, die jeder kennt: Man sollte ja nicht Kevin oder Jacqueline heißen. Diese Namen sind ein echte Karrierebremsen.

Und jetzt wird es noch komplizierter. Die meisten Start-up Teams bestehen aus Männern gleichen Alters, gleicher oder ähnlicher Ausbildung und diese Männer tragen häufig auch noch die selben Vornamen! Diversität entsteht erst, wenn die Unternehmen groß sind und der Einfluss von großen Geldgebern ins Spiel kommt.

Wer sich mal damit beschäftigt hat, wie Start-ups oder Firmen gegründet werden, stolpert nun eventuell.

Ich bin weiblich. Ich möchte nicht in einer Welt leben in der Frauen unfair behandelt werden oder sogar diskriminiert werden. Aber wie kommen Start-up Teams zustande? Im Idealfall sind es Menschen mit gut passenden Fähigkeiten, einer gemeinsamen Idee und Menschen, die gut zusammenpassen. Wann und wie findet man Menschen mit ähnlichen Interessen, die auch noch gute Freunde werden, denen man vertrauen kann und die gleichzeitig noch gute Kollegen sein können? Und kann totale Bildungsdiversität noch zu einer sinnvollen Idee führen? Warum begrüßte mein Uni-Rektor uns am ersten Tag mit den Worten, dass Hochschulen einen lebenslang prägen?

Die Welt in der alles extrem divers ist und alles bunt gemischt ist, ist eine schöne Vorstellung. Doch ist diese Welt nicht sehr künstlich? Vor allem, wenn wir inzwischen Statistiken über Vornamen führen. Wissen wir nicht alle, dass es gewisse Namenstrends gibt und gewisse Lebensspannen, in denen man typischerweise Start-ups gründet? Wie laufen nach dieser Vorstellung in Zukunft Gründungen (aber auch sehr viel anderes) ab? Du passt, aber …
* dein Name ist zu durchschnittlich
* du bist in meinem Alter… gar nicht gut!
* du hast das falsche Geschlecht
* du hast leider an derselben Uni, wie ich studiert
* du hast dasselbe oder ähnliches studiert
* du bist im Moment mein Kollege
* (wenn ich weitergehe, wird die Liste diskriminierend, obwohl sie für Diversität sorgen soll!).
… Wir können also auf keinen Fall zusammenarbeiten! Geh weg!

Wer sich einmal damit beschäftigt hat, welche Faktoren dafür sorgen, dass Menschen Sympathie zueinander entwickeln, Freundschaften schließen oder gut in einem Team zusammenarbeiten können, wird auf Faktoren, wie Nähe, Vertrautheit, Ähnlichkeiten gestoßen sein.

Vielleicht sind die Menschen, die etwas gründen nicht in mancher Beziehung konservativ, sondern können nicht jegliches menschliches Verhalten ablegen. Vielleicht akzeptieren wir auch, dass wir unsere Vornamen von unseren Eltern erhalten haben und nichts dafür können, wenn diese dem Trend gefolgt sind.

Eine Gesellschaft in der Unternehmen nach den Vornamen ihrer CEOs bewertet werden, ist mir zu kindisch. Es wird Zeit wieder etwas rationaler zu werden!



Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FĂ–DERALEN