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Zukunftsängste

Eine kleine Anleitung zum Überstehen der Krise

Maren Zaidan, 29. November 2021 05:00 Uhr

Ängste prägen die Krise.

Eine Sache verbindet die allermeisten Menschen in diesen Tagen: Angst und Panik. Die einen haben Angst um ihre Gesundheit und die ihrer Liebsten, die anderen haben Angst vor Impfzwang, Diskriminierung, einer nachteiligen (Gesundheits-)Politik und vielem anderen. Die konkreten Ängste unterscheiden sich dann noch einmal von Person zu Person.

Statt jeweils der anderen Seite vorzuhalten, sie hätte Angst und könnte somit nicht mehr rational handeln, wird es Zeit mit den Ängsten umzugehen. Speziell für die Seite, die den Maßnahmen kritisch gegenüber steht, geht es jetzt darum wieder genug Stabilität zu finden, um durchdacht weiter das zu tun, was das Beste für einen selbst - zumindest nach dem eigenen Wissensstand - ist.

Zuerst ist es wichtig zu wissen, dass Angst normal ist. Wir alle haben Angst, egal ob wir dazu stehen oder nicht. Doch wie alles im Leben kommt es auf das Maß an. Wenn Ängste so stark werden, dass sie unser Verhalten und Denken einschränken, unsere Gefühle uns überwältigen wird, unser normales Leben eingeschränkt wird, braucht es Hilfe. Wenn alles so schlimm wird, dass man Angst vor allem oder sogar Angst vor der Angst bekommt oder Panikattacken entstehen, wird es Zeit etwas zu ändern.

Die Panikattacke ist das schönste Beispiel: Aus der Angst, zum Beispiel, eine Herzattacke zu erleiden, entsteht so viel körperlicher Stress, dass es sich so anfühlt als würde wirklich etwas mit dem Herz nicht mehr stimmen. Es entsteht noch mehr Angst. Das ganze schaukelt sich auf und im schlimmsten Fall, kommt es wirklich zu Herzproblemen. Dies bestätigt dann die eigene Angst und der Teufelskreis geht in die nächste Runde. Wie auch für andere psychische Probleme, gibt es für Panikattacken einen typischen Altersrahmen, was nicht heißt, dass niemand den Rahmen sprengen kann. Statistiken sind keine Regeln. Die Gründe warum diese Altersgruppe besonders betroffen ist, sind jedoch bekannt.

Eine wichtige, wenn auch zunächst sinnlos wirkende Nachricht: Angst hat einen Höhepunkt, wenn dieser erreicht ist, wird es nicht schlimmer und vor allem, die Angst lässt wieder nach. Kein Körper kann ewig in konstanter Angst leben. Es hört also auf und es wird alles wieder gut!

Für alle, die nachts an großer Angst und Panik leiden: Das ist hormonell bedingt und auch mit diesen Methoden besiegbar.

Um allgemein weniger an Angst und negativem Stress zu leiden, hilft regelmäßige Entspannung. Dabei gilt, Entspannung ist nicht das, was wir im Alltag darunter verstehen. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga, Pilates, Meditation oder ähnliches sind gemeint. Also ein bewusstes Entspannen, was die Muskulatur und Atmung einschließt. Schwierig in Zeiten von Social Distancing? Nein. Über jede dieser Techniken gibt es Bücher, CDs, Streamings, Videos usw. Vielleicht ist dies nicht der beste Weg für den Einstieg, aber besser als weiter von der Angst regiert zu werden. Wer bei einer Technik einschläft oder es körperlich nicht schafft, sollte einfach solange weiter verschiedenes probieren, bis etwas passendes gefunden ist. Auch die Atemtechnik ist wichtig. Fangen sie bewusst an ein- und auszuatmen! Achten Sie darauf, wie sie Atmen, konzentrieren Sie sich darauf. Atmen sie länger aus als ein! Achten Sie darauf den Brustkorb und die Schultern wirklich aufzuziehen, gerade zu stehen und zu sitzen. Das tut der Muskulatur und der Atmung gut, zudem hilft die selbstbewusste Haltung wieder etwas besser gestimmt zu werden.

Es wirkt ein wenig wie Selbstbetrug, aber wir wissen bis heute nicht mit Sicherheit, ob unsere körperlichen Zustände zu unseren Gefühlen führen oder unsere Gefühle zu den entsprechenden Körperreaktionen. Erstaunlicherweise kann es aber wirklich helfen sich künstlich in eine andere Stimmung zu versetzen. Lächeln Sie! Hören Sie nicht das traurige Lied, was sich gerade anfühlt, wie für sie geschrieben, sondern etwas fröhliches! Verdrängung ist nicht gut, aber manchmal geht es darum die nächste Stunde zu überleben (ohne zu viel über sich selbst zu verraten).

Für alle, die unsere heutige Welt nur noch gruselig finden und nichts positives mehr sehen, lernt die Welt wieder zu genießen. Es gibt jeden Tag zehntausend Kleinigkeiten über die man sich freuen kann. Ein kleines Genusstraining kann jeder allein, mit Freunden oder in der Familie durchführen. Wann haben Sie das letzte mal versucht zu riechen was im Parfum drin ist? Wie schmeckt die Schokolade, wenn man ein kleines Stück mal nur auf der Zunge zerschmelzen lässt und sich eine halbe Ewigkeit dafür Zeit nimmt? Ist der Spatz vor dem Fenster nicht doch ganz süß und es wert ihn zu beobachten?

Angst kann depressiv machen, sie kann lehmen. Manchmal gibt uns unser Körper das Zeichen einfach nichts mehr zu machen. Genau dann wird es Zeit das Gegenteil zu tun. Zwingen Sie sich etwas zu machen und am besten etwas mit Rhythmus - also Musik selbst machen, spazieren gehen oder Sport (bei all dem ist es egal, wie viel Talent Sie haben! Die schrägste Stimme ohne Taktgefühl und die unsportlichste Ente profitieren auch von all dem!). Auch unser Gehirn braucht muss manchmal angekurbelt werden.

Überlegen Sie, was im schlimmsten Fall passieren kann. Überlegen Sie, wie Sie sich den Ängsten stellen können. Was können Sie tun, damit das schlimmste nicht passiert? Was hilft, um die Angst zu durchbrechen? Hilft es die Augen zu schließen und ist das vielleicht in einer bestimmten Situation wirklich möglich? Hilft es die Lieblingsmusik auf Kopfhörern leise im Hintergrund zu hören? Hilft der Stein oder das Minikuscheltier in der Hosentasche, um etwas zum festhalten zu haben? Hilft ein kleiner Brief an Sie selbst, der immer dabei ist?

Ein gutes Mittel, welches jedoch etwas Training braucht, ist das magische Wort Stopp!. Wenn Sie Angst bekommen, schreien Sie einfach Stopp!, fassen Sie andere Gedanken, machen Sie etwas anderes! Am Anfang funktioniert das wahrscheinlich gar nicht, mit der Zeit muss es nur noch in Gedanken ausgesprochen werden. Schalten Sie nachts das Licht wieder an, trinken Sie etwas kaltes oder heißes (je nachdem was Hilft und sich gut anfühlt).

Nutzen Sie ihr soziales Netz, auch das im Internet nicht um sich gegenseitig auszuschaukeln. Die meisten Menschen unterscheiden sich in ihrem Lebenssituationen und damit in den konkreten Ängsten. Nutzen sie diesen Fakt, um sich gegenseitig die Angst zu nehmen. Die oben genannte typischen Altersgruppe für Panikattacken, leidet daran, weil in dieser Zeit oft niemand da ist, um von außen den Teufelskreis zu durchbrechen. Jeder außer ihnen selbst, wird diesen Teufelskreis aber leichter durchbrechen können als Sie selbst. Das Aussprechen vor vertrauten Personen vor Ort oder der Griff zum Telefon können vor ausartenden Ängsten helfen. Überlegen Sie wer genug Empathie hat, um nicht mit mehr Panik, Witzen, Unverständnis oder Beleidigungen zu reagieren. Tun Sie dasselbe für andere.

Für die nächtlichen Ängste gibt es eintrainierbare Schlaftechniken. Sie können sich antrainieren beim Schlafen gehen nur noch daran zu denken zu schlafen, ihre Muskulatur und Atmung zu entspannen und den Tag zu vergessen. Dabei helfen bewusstes Entspannen und konstant wiederholte Sätze wie: Ich schlafe jetzt ein.

Wenn es ernst wird und es eine konkrete Angst vor etwas speziellem gibt, helfen zwei Dinge. Desensibilisieren oder Schocktherapie. Dass heißt unter Kontrolle das volle Ausmaß einmal aushalten oder der langsame Weg, beim konkreten Gedanken angefangen bis zum vollem Ausmaß in kleinen Schritten. Auf beiden Wegen ist es gut jemanden dabei zu haben, der diese Angst nicht hat.

Denken Sie immer daran, dass unter Angst nicht die sinnvollsten Lösungen gefunden werden. Setzen Sie sich mit dem eigentlichen Problem auseinander, wenn es ihnen gut geht und gerade keine Angst da ist. Falls diese zu schnell eintritt, suchen sie die Lösung nicht allein!

Zusammenfassend kann man also sagen: Lernen Sie sich bewusst zu entspannen, aber vergessen Sie dabei nicht im allgemeinen aktiv zu bleiben. Lernen Sie die Kleinigkeiten zu genießen, suchen sie andere Wegen, sagen Sie Stopp! und suchen Sie Menschen, die den Teufelskreis von außen aufbrechen, wenn es allein nicht geht.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN