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Herzensgüte

Von eiskalten Menschen und Menschen mit kalter Hülle und warmen Kern. Ein persönlicher Kommentar.

Maren Zaidan, 3. Dezember 2020 21:00 Uhr

Wenn die Chemie stimmt oder nicht stimmt.

Es gibt dieses Jahr ein Phänomen in meinem Umfeld. Dazu muss ich sagen, mein Umfeld hat sich in den letzten Monaten etwas erweitert und anders gestaltet als es das noch bis Anfang des Jahres war. Die Menschen haben sich also nicht in ihrer Art oder in ihren Ansichten geändert, nur welche Menschen mich umgeben, hat sich geändert.

Das Phänomen könnte man mit extremer Verbundenheitssuche betiteln. Egal was passiert, egal wie unterschiedlich wir sind - lasst und alle Freunde sein. Das klingt in der ersten Millisekunde gut. Frieden auf Erden. In Realität kratzen sich einige Menschen um mich herum die Augen aus und versprechen sich im selben Moment ewige Treue. Was hinter dem Rücken des anderen geredet wird, möchte man manchmal gar nicht wissen. Für mich hat dieses Verhalten nichts mit gutem Willen, Nächstenliebe, liebevollem Umgang oder Respekt zu tun. Für mich hat dieses Verhalten einen alten Namen - Falschheit!

Ich wünsche mir eine Welt in der ein respektvoller Umgang herrscht. In dieser Welt sollten wir uns nicht gegenseitig kaputt machen oder verachten. Und selbst, wenn wir jemanden verachten, sollten wir reflektieren und dem anderen seine Würde lassen. Wir alle werden von manchen Menschen geliebt, gemocht, geschätzt toleriert, nicht gemocht und von anderen vielleicht sogar gehasst. Wir alle wollen weder 24 Stunden am Tag angehimmelt oder beleidigt werden. Also sollten wir das auch den anderen gönnen.

Die Menschen, die bei dem falschen Spiel mitspielen, verwechseln jedoch etwas. Sie unterstellen denen, die das Spiel nicht mitspielen wollen, Kälte und Empathielosigkeit. Doch gibt es nicht viel zwischen jedem vorspielen, dass man ihn mag - ich bitte zu verzeihen, aber ich nehme keinen Menschen ab, jeden anderen auf der Welt zu lieben - und Empathielosigkeit noch ein großes Spektrum?

Ich gebe offen zu, ich möchte nicht mit jedem befreundet sein. Bin aber immer offen für neue Freunde. Mein Freundeskreis und Kreis von Menschen, denen ich wirklich vertraue, ist eher klein. Doch für diese wenigen Menschen versuche ich da zu sein, egal was kommt. Diese Menschen werde ich auch immer versuchen an meiner Seite zu halten und nicht zu verlieren. Für diese Menschen würde ich viele Kompromisse eingehen. Genau diese Verpflichtungen, die ich für mich mit einer Freundschaft verbunden sind, lassen es vielleicht auch gar nicht zu, zu viele Menschen in diesen Kreis zu ziehen. Außerhalb dieses Kreises versuche ich trotzdem alle respektvoll zu behandeln und zu helfen, wenn es nötig erscheint.

Für manche genügt es nicht einen guten Umgang mit allen Mitmenschen pflegen zu wollen. Manche Menschen glauben es kann nur ein enges Verhältnis zu allen oder Empathielosigkeit geben. Der Glaube an den goldenen Mittelweg ist scheinbar verloren gegangen.

Ist ein Mensch, der für echte Freunde da sein möchte, kalt? Hilft es uns, wenn jeder uns Freundschaft vorspielt, aber niemand da ist, wenn es drauf ankommt? Befriedigt dieses Spiel nicht vielleicht einfach nur das schlechte Gewissen von manchen Leuten? Sollten diese Menschen, wenn sie wirklich Grund für ein schlechtes Gewissen haben, nicht lieber anfangen die alten Scherben aufzusammeln in Zukunft vielleicht für ihre Freunde da zu sein und da zu bleiben? Schmerzt es nicht mehr zu merken, dass etwas eine falsche Freundschaft ist, als jemanden von Anfang an vielleicht einfach nur als Bekannten zu sehen, der nicht alles an einem gut findet? Dies sind alles nur meine persönlichen Gedanken.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende der Partei DIE FÖDERALEN