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Die Bühne des Lebens

Wir alle haben ein Bild von uns, welches die anderen sehen sollen

Maren Zaidan, 4. August 2020 21:00 Uhr

Den Unterschied zwischen dem, was wir sein wollen und dem was wir sind...

Unsere Gesellschaft ist an vielen Stellen sehr oberflächlich geworden. Menschen geben vor, etwas zu sein, was sie nicht sind und verurteilen gleichzeitig andere für ihr auftreten. Inzwischen reden manche von Authentizität, wenn eine Person eigentlich nur ein von vielen gewünschtes Bild vorspielt.

Wir alle haben ein inneres Bild von uns. Dieses Bild zeigt wer wir gern sein möchten oder besser gesagt was die anderen sehen sollen. Wir versuchen unser Leben lang, dieses Bild in die Realität umzusetzen. Da es ein Bild ist, da wir daran arbeiten müssen es nach außen zu zeigen und dies auch manchmal scheitert, sprechen manche Wissenschaftler davon, dass wir unser Leben sozusagen auf einer Bühne verbringen.

Es geht ganz simpel und verständlich bei bewussten Entscheidungen los. Die Kleidung, die wir tragen, gibt der Außenwelt einen ersten Eindruck. Egal wie schick, sportlich oder unschick sie ist, egal wie viel wir für sie ausgeben können oder wollen, solange wir die Wahl haben, steht sie für etwas. Wer jederzeit seriös und elegant wirken möchte, wird nicht überall in Jogginghosen auftauchen, im Gegenteil, selbst die Jogginghose wird in vielen Fällen bedachter gewählt sein als bei den meisten anderen. Speziell Frauen sind sich über gewisse Kleidungsstücke bewusst – manchmal ist Reize zeigen gut, manchmal wohl sehr unangemessen. Wir spielen mit unserer Kleidung. Wir spielen mit unserer Außenwirkung.

Schwieriger wird es bei unserem Verhalten. Hier gibt es zwei Verhaltensstränge. Einen können wir steuern und nutzen ihn, der andere ist unbewusst. Wenn wir von einem Bild, welches wir zeigen wollen, sprechen, könnte man davon ausgehen, dass dieses Bild immer positiv ist. Das ist es nicht. Manchmal hilft es auch, sich nicht besonders gut zu geben, nämlich dann, wenn man etwas nicht möchte, z.B. eine bestimmte Aufgabe erfüllen. Aber gehen wir von dem aus, was wir meist wollen, das positive Bild. Die Darstellung des gewollten Bildes läuft zum Teil auch unbewusst ab. Trotzdem kollidiert manchmal das, was wir zeigen möchten, mit anderen Verhalten. An manchen Stellen merken wir dies selbst nicht. Leider merken es die anderen, denn diese sind aufmerksame Beobachter und unsere größten Kritiker. In manchen Fällen fliegen wir auf diese Weise auf, wenn wir lügen; in anderen sagen wir die Wahrheit und wirken auf dem Gegenüber wie ein Lügner. Passend zur Metapher weiß man übrigens, dass professionelle Schauspieler besser lügen können, ohne aufzufliegen.

Warum spielen wir unser Leben lang in diesem Theater? Weil die Aufmerksamkeit und Komplimente anderer für uns eine Belohnung sind. Allein für diese Belohnungen reicht es, sich zu bemühen. Ein anderer Grund sind natürlich unsere Ziele. Um die großen und kleinen Ziele im Leben zu erreichen müssen wir Menschen auf unsere Seite gewinnen, überzeugen und sie dazu bringen, dasselbe zu wollen. Um dies wiederrum zu erreichen, müssen wir ein gewisses Bild abgeben – vor dem Chef ein möglichst professionelles, vor den Freunden ein cooles und vor der Familie ein einfühlsames. Unsere Bild, was wir abgeben, hängt auch von der Rolle ab in der wir uns gerade in diesem Moment befinden.

Bei der Beurteilung dessen, was andere vor uns vorgeben zu sein, sollten wir zwischen dem unterscheiden, was wir alle teils bewusst, teil unbewusst tun, um uns anzupassen oder unsere Vorstellung von uns selbst zu erfüllen und dem was wirklich ein falsches Spiel ist.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende der Partei DIE FÖDERALEN
Essen, den 04.08.2020