Themen > Psychologie

Ein neues Fremdwort – Loyalität

Geschrieben mit dem Gedanken an die Textzeilen „War bestimmt nicht' immer treu, Doch ich hab' dich nie betrogen“

Maren Zaidan, 28. Juli 2020 06:01 Uhr

Loyalität gegenüber unserem gewohnten Umfeld

In einer Zeit mit unzähligen Menschen mit Bindungsstörungen, Scheidungs- und Patchwork Familien und Freundschaften, die nur für einen Lebensabschnitt gedacht sind, verwundert es eigentlich nicht und erstaunt trotzdem tagtäglich: Ein alter Wert, der uns Halt geben könnte, ist für viele bewusst oder unbewusst negativ besetzt und wird mit Arroganz, Dogmatismus und zu viel Stolz verbunden. Der Wert der Loyalität.

Wer loyal ist, gilt als treu, verlässlich und vertrauenswürdig. Empfindest du diese Eigenschaften als schlimm? Hättest du gern Partner, Freunde, Kollegen, Mitarbeiter und eine Familie, die dir treu sind, auf die du dich verlassen kannst und denen du vertrauen kannst?

Man sagt, dass wir das zurückbekommen, was wir anderen geben. Es fühlt sich erstens nicht gut an, Schulden bei jemanden zu haben und zweitens mögen wir es alle, gemocht zu werden. Wenn du mich ein wenig magst, mag ich dich gleich viel mehr! Wir alle wünschen uns, dass wir Menschen um uns haben, die uns nicht so schnell verlassen und uns je nach Beziehungsart nicht betrügen. Wir alle wünschen uns, dass die Menschen in unserem näheren Umfeld verlässlich sind. Wir wünschen uns, dass wenn wir sie einmal um etwas bitten müssen, die Versprechen nicht gebrochen werden. Zu guter Letzt sollen die Menschen, die uns nahe stehen oder mit denen wir arbeiten (müssen) vertrauenswürdig sein. Wer dies nicht ist, könnte uns selbst in Probleme reiten. Wir müssen uns auf die Menschen in unserem Umfeld verlassen können, auch wenn es mal nicht so gut läuft oder wir uns verrannt haben. Das sind die Grundlagen für jegliche Art von Beziehung. Nur so werden wir privat und beruflich glücklich!

Leider leben wir in einer Zeit von Einzelkämpfern und dem hochgehaltenen Wert, dass Beziehungen nur kurzzeitig sind. Man diskutiert immer wieder einmal, ob man Ehen nicht auf sieben Jahre beschränken sollte. Singles giften Paare bei Heiratsplänen an und werdende Eltern planen die gemeinsame Erziehung schon einmal für die Zeit nach ihrer noch nicht ersichtlichen Trennung. Mir scheint es, als haben wir den Glauben an Treue und Loyalität verloren. Und getreu dem Motto Ich verletz dich, damit du mich nicht verletzen kannst! schlagen wir entweder um uns oder gehen lieber keine tieferen Vertrauensverhältnisse ein.

Mit diesen Voraussetzungen reden wird dann davon, dass wir unsere Gesellschaft ändern möchten und einen guten Umgang zwischen allen schaffen wollen. Mir stellt sich dabei die Frage, wie Menschen, die es nicht schaffen, ihre Bindungsängste zu überwinden oder zu den Gruppen, denen sie angehören zu stehen, schaffen wollen, dass es eine Art Gesamtvertrauen gibt. Sollten wir nicht im Kleinen anfangen?

Ich habe in meinem Untertitel zwei Textzeilen eingebaut, weil ich darin die Einsicht sehe, dass wir uns alle mal Fehler erlauben, aber am Ende hoffentlich wenigsten ein paar Grundsätze behalten. Fehler können passieren. Manchmal ist es verlockend sich einer anderen Gruppe oder einem anderen Menschen anzuschließen. Doch wir sollten alle wieder beginnen, abzuwägen, was wir mit den bereits vorhandenen Menschen gemeinsam haben und gemeinsam geschaffen haben, denn die Fehler, die sie haben, könnten uns wahrscheinlich auch bei anderen wieder begegnen.

Wenn wir es dann geschafft haben, ehrlich sagen zu können, dass wir unserem Partner, unserer Familie, unseren Freunden und Kollegen loyal gegenüber sind, können wir anfangen über die gesamte Gesellschaft zu reden. Mit ganz viel Loyalität.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende der Partei DIE FÖDERALEN
Essen, den 28.07.2020



Quelle: Rosenstolz Ich bin ich (Wir sind wir) Peter Plate, Anna R, Ulf Leo Sommer