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Mal ganz im Vertrauen...

Wir zerbrechen in der Krise ohne es selbst zu merken

Maren Zaidan, 10. Juli 2020 21:43 Uhr

Vom Haifisch in Goldfischschuppen

Wir befinden uns in einer Krise. Viele Menschen haben gerade Ängste vor Krankheiten, finanzielle Nöte, schlimme Dinge erlebt, Existenzängste. Viele von uns suchen nach Menschen, denen man sich anvertrauen kann. Vertrauen. Vertrauen ist eine seltsame Sache. Gerade jetzt wo wir Vertrauen stark gebrauchen könnten, hört man von vielen Menschen von Vertrauensbrüchen, Streitereien, Scheidungen, Trennungen, verloren gegangenen Freundschaften. In diesem Artikel möchte ich der Frage nach dem Warum nachgehen.

Traumatische Erlebnisse machen nicht nur unsere psychische Gesundheit kaputt, sie gefährden auch unsere körperliche Gesundheit. Über solche Erlebnisse zu reden fällt meist schwer. Je nach erlebten kommen Gefühle und Erinnerungen auf, die man nicht haben möchte, man fängt an zu zittern, schwitzen, der Puls rast, schämt sich vielleicht und fühlt sich überhaupt nicht gut. Man sitzt auch ein wenig auf dem Präsentierteller, selbst wenn einem gegenüber nur eine Person sitzt. In dem Moment in dem man anfängt zu reden, würde man am liebsten das Erlebte ganz tief in sich vergraben und nie wieder hervorholen. Doch das sich anvertrauen ist wichtig. Wenn einmal das schlimmste hinter sich gebracht ist und alles erzählt ist, geht es uns besser. Wer über schlimmes redet und vertrauen kann, muss nicht mehr so viel über das Erlebte nachdenken. Menschen, die sich nicht anvertrauen und versuchen zu verdrängen, denken in Realität mehr über die schlimmen Erlebnisse nach und können weniger von ihnen loslassen. Beim Reden und Schreiben, selbst ohne ein Feedback, werden uns Geschehnisse klar. Wir verstehen unsere eigenen Fehler und die der Umwelt. Wir verstehen was passiert ist und können daraus lernen. Selbst unser Gesundheitszustand wird besser und das langfristig.

Vertrauen hilft uns in Gruppen weniger zu Streiten und besser handeln zu können. Mit Vertrauen können wir uns aufeinander verlassen. Wenn eine Gruppe einer Person eine Aufgabe überträgt, muss nicht mehr jeder Schritt überprüft werden. Es wird weniger diskutiert und da man vertraut, ist man auch weniger enttäuscht voneinander. Unser Vertrauen wächst, wenn die anderen uns möglichst nicht enttäuschen.

Also einfach über alles, was im Moment passiert und uns nicht gut tut, reden? Vertrauen entsteht, wenn es keinen Grund gibt Angst zu haben. Angst ist etwas, was im Moment bei vielen da ist. Angst vor der Pandemie, Angst vor den wirtschaftlichen Folgen, Angst um den Job, Angst etwas falsches zu sagen. Angst ist der Gegenspieler von Vertrauen. Jemanden vertrauen kann eine gefährliche Sache sein. Was ist, wenn das Seil an dem man hängt, losgelassen wird? Vertrauen heißt auch immer sich in Gefahr zu begeben. Wenn die Gefahr schon da ist, warum in noch mehr Gefahr begeben?

An Tagen wie heute kann man also Schlussfolgern, dass wir aus Angst ein Vertrauensproblem haben. Zur gleichen Zeit erleben wir Dinge, über die wir reden mit Menschen, denen wird vertrauen, reden sollten. Die Vertrauensbrüche, die aus all dem entstehen, verstärken diesen Kreislauf. Hoffen wir darauf, dass unsere Gesundheit nicht darunter leiden wird. Versuchen wir mit dem Wissen über die eigenen Ängste, den Wunsch vertrauen zu können und den eigenen Erlebnissen, wieder anderen zuzuhören und da zu sein. Versuchen wir anderen wieder Vertrauen zu schenken. Versuchen wir einfach über alles zu sprechen und daraus für uns selbst, wie auch für die anderen zu lernen, was in den letzten Monaten im eigenen Leben und in der ganzen Gesellschaft schief gegangen ist. Denken wir wieder an unsere Gesundheit. DIE FÖDERALEN fördern ein ganzheitliches Gesundheitswesen.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende der Partei DIE FĂ–DERALEN
Essen, den 10.07.2020