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Hilfe wir kommen!

Von nicht heulenden Sirenen und festgeketteten Helfern

Maren Zaidan, 21. Juli 2021 08:00 Uhr

Wir stehen mit Euch, statt ĂĽber Euch

Es ist Sommer 2021. Mehrere Teile Deutschlands wurden wieder vom Hochwasser heimgesucht. Ganz besonders stark hat es Rheinland-Pfalz und den sĂĽdlichen Teil von Nordrhein-Westfalen getroffen.

Schauen wir zurück. 2002 waren mehrere Bundesländer vom sogenannten Jahrhunderthochwasser, welches auch Tschechien und Österreich betroffen hatte, in Not gebracht wurden. Tschechien wurde für das katastrophale, unbedachte Öffnen eines Dammes kritisiert, was dazu führte, dass Sachsen das schlimmste Hochwasser seit langem gesehen hatte. Die Menschen halfen sich gegenseitig. Hilfe kam aus der ganzen Bundesrepublik und man redete jahrelang davon, dass man aus dem falschen Öffnen des Damms lernt. Man beschuldigte Tschechien immer wieder für die entstandenen Probleme. Zumindest ein Teil des Hochwassers wäre vermeidbar gewesen. Die Versicherungsgelder, die Spendengelder wurden damals teilweise sehr fragwürdig verteilt. Die einen erhielten für den erlittenen Schaden zu wenig und das spät, dafür sanierten sich weniger Betroffene von breit verteilten Spenden und unkontrollierten Versicherungszahlungen. Auch hier wollte man dazu lernen.

Jetzt mĂĽsste also alles besser laufen oder?

Diesmal hat kein benachbarter Staat seine Dämme geöffnet und Deutschland in Gefahr gebracht. Deutschland hat sich scheinbar selbst geflutet. Diesmal gibt es etliche Quellen, welche von vorher extrem aufgestauten Staudämmen berichten, Warnungen, welche von der Regierung ignoriert wurden, Sparmaßnahmen am Krisenmanagement und der Krisenvorbeugung. Die betroffenen Menschen und die Helfer berichten von einem extrem unkoordinierten Einsatz der Hilfskräfte. In Deutschland gibt es seit letztem Jahr einen Bundesweiten Sirenenwarntag, aber die Sirenen wurden in vielen Orten in den letzten Jahren nicht aufgebaut oder erneuert, sondern abgebaut. Man fordert nicht Betroffene in Pressekonferenzen auf Geld und keine Sachspenden zu senden, aber von den Betroffenen selbst kommen Bitten um alles - es fehlt an allem. Die Lager wären voll, aber scheinbar, weil sie nicht leer gemacht werden. Hilfskräfte aus anderen Gebieten Deutschlands kommen an und werden zurückgeschickt oder dürfen nicht anfangen auch zu helfen. Private Helfer fühlen sich allein gelassen, weil in manchen Orten kein THW, keine Feuerwehr und niemand ankommt.

Und natürlich kommen alle möglichen Theorien darüber auf, weshalb es ein so extremes Hochwasser gegeben hat. Die Menschen suchen nach Erklärungen. Sie sind verzweifelt. Die renommierten Zeitungen romantisieren und bemitleiden Händchen haltende Politiker ohne sich zu fragen, wie es den Betroffenen, die nicht nach ein paar Stunden in ein trockenes Zuhause abreisen, gehen muss.

Aber immer, wenn etwas passiert, gibt es die, die Helfen wollen und sich damit nicht selbst beweihräuchern und andere, welche die Not anderer als Marketingaktion nutzen. So haben auch einige selbsternannte Helden und Menschen mit besonders viel Liebe für ihre Mitmenschen, Wege gefunden sich als Helden ins Scheinwerferlicht zu stellen und Lügen zu verbreiten. Nein, ungeimpfte dürfen immer noch helfen. Es gibt ein solches Verbot nicht. Es gibt nur eine Menschengruppe, welche gern Empörung und Angst verbreitet, um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Am Ende kommt durch solche Gerüchte weniger Hilfe an als ankommen könnte. Am Ende leben wir noch mehr in einer Welt in der Helfen als Selbstdarstellung gilt und das Wort “Opfer” ein Schimpfwort ist. Es gibt schon genug Missstände, man muss keine dazu erfinden, nur um der erste zu sein, der es berichtet! Leider liegt die Wahrheit wirklich immer irgendwo in der Mitte.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FĂ–DERALEN