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Inzidenzwert unter Null

Wie die Regierung die Menschen vom Guten abbringt

Maren Zaidan, 8. Juli 2021 08:33 Uhr

Wann enden die MaĂźnahmen? Wo ist die Hoffnung hin?

Wie lange mĂĽssen wir nun warten
Bis wieder bess’re Zeiten starten?
Wie viel Zeit muss denn verstreichen
Bis wir uns die Hände reichen?
Wie lange mĂĽssen wir nun warten
Bis wieder bess’re Zeiten starten?
Wie viel Tage mĂĽssen denn verfliegen
Bis wir uns in den Armen liegen?
(Sportfreunde Stiller)

Ich schrieb es schon mehrfach. Es begann alles mit einem Lockdown im Frühjahr 2020 und total durchschnittlichen Menschen, die Angst um die Demokratie und ihre Grundrechte hatten. Es gab natürlich das ein oder andere schwarze Schaf und die ein oder andere schräge Idee, aber diese Irrwege wurden kritisiert und man versuchte ihnen zu entgegnen.

Heute sehe ich etwas anderes. Als ich gefragt wurde, ob wir uns zu den neuen Corona-Verordnungen äußern, war ich skeptisch. Diese Verordnungen haben langsam nichts mehr neues und ich habe die Maßnahme-Ausstattung in jeglicher Form dabei, da ich keine Lust mehr habe zu lesen in welchem Monat was wo angesagt ist. Ich bin auch etwas desillusioniert von unserer Freiheits- und Friedensbewegung. Ich war lange Zeit sehr enttäuscht davon, was aus ihr geworden ist. Und dann wurde etwas klar.

Seit Frühjahr 2020 bombardieren sich die Menschen beider Lager mit Argumenten. Meinungen und Verhaltensweisen kommen an den Tag oder eben nicht, weil man nicht anecken möchte. Und es ist egal. Wer logische Argumente nutzt, kommt ebenso nicht voran, wie die, die emotional argumentieren. Verschiedene Arten der Tippel-Tappel-Tour funktionieren, aber wie ich selbst lernen musste, machen Sie zwischendurch keine Pause, denn dann ist der Erfolg dahin und Sie beginnen von vorn.

Die Regierung, egal ob Bund oder Land hat ihre Argumente zum Schutz der Bevölkerung. Die Kritiker wissen, warum alles übertrieben ist. Keiner geht wirklich auf den anderen ein. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht. Inzwischen herrscht in Deutschland wieder Angst vor Denunziation und sinnlosen Klagen. Zumindest das Gefühl von DDR ist da. Ich habe mal gelernt sehr logisch zu argumentieren und mit logisch meine ich wirklich alle Argumente in logische Formeln umzubauen und zu schauen, ob alles noch passt, wenn es nur noch a, b und c ist. Als ich jetzt darüber nachdachte und ich etwas Einfluss von einem Buch hatte, fiel mir auf, dass ich meine Argumente benutzen kann ohne die Argumente der Gegenseite zu berücksichtigen und damit immer logisch argumentiere, aber eben ohne Dinge zu beachten, die mich stören.

Dann dachte ich wieder an die Enttäuschungen über die Entwicklung der Bewegung und wie einzelne Gruppen immer noch Argumentationsempfehlungen schreiben, um alte Freunde und Kollegen zu überzeugen. Mir fielen die politischen Trugschlüsse ein, wobei natürlich auch das einfach meiner Meinung nach Trugschlüsse sind, aber es ist mein Artikel, also nehmen wir mal an ich hätte recht!

Die Menschen haben sich aneinander eineinhalb Jahre kaputt argumentiert. Über all die Kollateralschäden der Pandemie haben wir und andere, übrigens auf beiden Seiten, oft genug geschrieben. Ich erhielt sogar einmal aus dem Gegenlager Zustimmung mit der Anmerkung, dass ich falsch mit der Situation umgehen würde. Kaputte Kontakte, Streit, Verluste jeglicher Art verursachen Stress und Leid.

Natürlich wollen die Menschen ein Ende. Eine Regierung welche den Bürgern immer wieder Angst macht und jeden Monat eine neue Begründung für weitere Maßnahmen liefert, enttäuscht nunmal. Ich glaube die meisten Menschen in der Bewegung haben einfach den Glauben verloren. Sie hatten mal eine große Liebe und das war die Demokratie, aber manchmal geht auch der Glauben an die große Liebe verloren. Um bei der Metapher zu bleiben, ich glaube man sollte für die große Liebe kämpfen und nicht so schnell aufgegeben, besonders wenn da wirklich nichts besseres zu finden ist, aber die Menschen, die einem eigentlich als erstes bei dem Wort Demokratie einfallen, enttäuschen gerade sehr.

Die Werte sind weit unten und es scheint nie aufzuhören. Und mit jeder Lockerung wird uns die nächste Verschärfung angedroht.

Wann rechnen wir die Inzidenzwerte anderer Krankheiten aus? Wie lange wollen wir weiter rechnen? Wie lange muss man noch alle Treffen mit Menschen, die einem etwas bedeuten auf die Sommermonate legen, damit man mehrere von ihnen sehen kann? Wann kann man sich wieder am schmunzeln eines vollkommen Fremden erfreuen?

Bitte geben Sie den Menschen ihr Leben zurück. Diese Bewegung schrumpft? Machen Sie sich manchmal Sorgen, was aus denen wurde, die nicht aus Verzweiflung über die anderen in der Bewegung weg sind, sondern einfach keine Hoffnung mehr sehen? Die psychischen Erkrankungen steigen an, die Selbstmordversuche steigen an. Ich habe Angst. Ich habe keine Angst um meine Gesundheit, ich habe Angst um die Leben von sehr lieben Menschen, die ich kennenlernen durfte. Und inzwischen leiden so viele unter den anhaltenden Maßnahmen, auch die, die Angst vor dem Virus haben. Natürlich radikalisieren sich schwer enttäuschte Menschen, zumindest manche mit entsprechenden anderen Faktoren. Sie haben eine spezielle Verantwortung übernommen. Manchmal handeln Menschen aus Enttäuschung und machen dumme Fehler und das kostet uns alle dann noch viel mehr Leid. Ich möchte keine Gewalt und kein zerrüttetes Land. Ihnen sind die Menschen und das Land etwas wert? Dann lassen Sie die Menschen leben.

Wir werden dann nicht mehr die Gleichen sein
Und irgendwann die Dinge mit anderen Augen sehen
(Sportfreunde Stiller)


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FĂ–DERALEN