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Es ist deine Geschichte

Die Maßnahmen sind vorbei - Die Konflikte verletzen noch immer

Maren Zaidan, 14. April 2023 13:00 Uhr

Es war deine Meinung

Gehen wir zurück ins Jahr 2020. Die Meinungen über Masken, Social Distancing und Impfungen fangen an, sich immer mehr zu verhärten. Bis zum letzten Tag oder darüber hinaus. Frühjahr 2023. 3 Jahre mit 2 Lagern, die sich immer mehr zerstritten. Natürlich gab es Menschen dazwischen, aber oft wurden viele auch einfach einem Lager zugeschoben. Die Menschen verurteilten sich.

Im Ergebnis waren Freundschaften, Familien und Ehen zerbrochen. Worte hinterlassen unsichtbare Wunden, die bleiben. Doch warum und was können wir daraus lernen?

Viele Aussagen auf beiden Seiten haben sich als übertrieben herausgestellt. Doch oft war niemand in der Zeit bereit einzugestehen, dass sein Lager auch keinen Anspruch auf hundert Prozent Validität hat. Im Gegenteil. Bei dem Versuch, beide Seiten einander anzunähern, wurden viele Menschen noch aggressiver. Auch hier stellt sich die Frage nach dem Warum?

Es gab eine Gruppenzugehörigkeit und jeder hatte seine Geschichte.

Menschen ziehen kein Los, um ihre Meinung zu bilden. Es hat auch jeder seine Gründe. Diese Gründe liegen in der Vorgeschichte. Wer bin ich? Was habe ich im Zusammenhang mit Krankheiten und Impfungen zuvor erlebt? Wie sehr vertraue ich auf welche Quellen? Was hat mein Umfeld erlebt? Und so weiter!

Man bildete natürlich 2020 Gruppen. Man suchte nach Menschen, die einen verstehen. Speziell in der Corona-Krise war das wichtig. Wenn ich jemanden suchte, der zur Sicherheit jeden Tag eine Stunde telefonieren wollte, aber sich nicht treffen wollte, nützte mir der Mensch, der das ganze Social Distancing kritisierte, nicht viel. Andersherum genauso. In diesen Gruppen hörte man die Geschichten der anderen. Durch die Lagerbildung wurde man von alten Bekannten gespalten. Man brauchte diese neuen Gruppen mit Gleichgesinnten. Diese bestätigten einen.

Nachdem nun viele alte Kontakte verloren waren, hingen die Menschen an den neuen. Das ist nichts Negatives, aber es ließ einen auch das neue eigene Lager verteidigen. Die eigenen Motive waren oft nicht bewusst.

Man sagt, dass 70 Prozent unserer Entscheidungen emotional sind. Viele argumentierten mit ihren Fakten. Dass die Meinung der anderen und auch die eigene mindestens unbewusst auch viele emotionale Komponenten hat und Emotionen nicht mit aggressiv kommunizierten Fakten zu ändern sind, hat kaum einer beachtet. Die Menschen feierten die, die aggressiv und beleidigend in die Kamera schrien, dass die Gegenseite verblödet ist und nicht mit Emotionen umgehen kann.

Was können wir nun daraus lernen?

Wir sollten in Zukunft besser reflektieren, warum wir wirklich zu unserer Meinung kommen. Wir sollten darüber nachdenken, was andere erlebt haben könnten. Danach sollten wir jedem zuhören und mehr die Meinungen hinterfragen. Das ganze noch mehr emotionalisieren, indem wir brüllen und beleidigen oder sogar schadenfroh mit dem Tod drohen, sollten wir wohl nicht.

Und was ist mit dem Wir hatten aber recht? In letzter Zeit lese ich das von beiden Lagern. Vielleicht hätten wir ohne Beleidigungen eine bessere Lösung gefunden und weniger zerbrochenes Porzellan hinterlassen. Es muss für die Zukunft gelernt werden, aber weiter Krieg führen, setzt das gegenseitige Nicht-Verstehen fort.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN