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Ein Schüler berichtet

Bericht eines Schülers aus Zeiten von Corona

Ein Schüler der 13. Klasse, 16. August 2020 19:43 Uhr

Ist Schule heute anders?

Als ich zum ersten Mal nach dem Lockdown in der Schule war (irgendwann im Juni) hatte ich auf dem Pausengelände als Einziger keine Maske auf. Eine Woche später trug niemand mehr eine Maske und niemand nahm die Regeln mehr ernst.

Die Klasse wurde in kleine Gruppen unterteilt. Die Masken sollte man im Flur anbehalten und nur am Sitzplatz in der Klasse wieder abnehmen. Nach der Schule wurden alle Sitzplätze von der Putzfrau gereinigt. Wir sollten alle wissen, dass das Virus nicht über eine Schmierinfektion verbreitet wird. Es ist also unnötig viel Mühe, die Plätze jedes Mal zu reinigen. Der Unterricht in kleinen Gruppen gefällt mir jedoch besser und es ist nicht so laut. Die Arbeit von Zuhause aus ist mir schwergefallen, da man mit einem Computer wesentlich spannendere Sachen machen kann als seine Schulaufgaben.

In meinem Freundeskreis hat sich nichts verändert. Ich bin nach wie vor mit meinen Freunden gut befreundet. Mir ist aufgefallen, dass die meisten Menschen falsche Freunde haben. Sobald sie aufhören sich anzulügen, um dieselbe Meinung zu haben, bricht die Freundschaft zusammen wie ein Kartenhaus.

Vor dem ersten Schultag nach den Sommerferien hatte ich ein richtig schlechtes Gefühl, als ob etwas schieflaufen würde. In Wahrheit war es jedoch viel schlimmer als ich es erwartet habe. Ich habe gehofft, dass mehr Menschen dagegen sind und sich nicht einfach anschließen. Jeder der seine Maske unter der Nase hatte, wurde sofort aufgefordert, die Maske hochzuziehen. Zudem gab es die Regel, dass jeder direkt nach Hause geschickt wird, der auf dem Pausenhof ohne Maske erwischt wird. Bis jetzt bin ich keiner Lehrperson begegnet, die sich kritisch zur Maskenpflicht geäußert hat. Auch Mitschüler haben andere verpetzt, die die Maske nur unter der Nase trugen. Zudem glauben immer noch viele daran, dass die Neuinfektionen wieder steigen.

In der Schule wird viel Wert daraufgelegt, sich intellektuell zu entwickeln. Die Fähigkeit unvoreingenommen zu sein, um Sachen objektiv bewerten zu können, wird jedoch selten gefördert. In der Schule wird Intelligenz oft verwechselt mit dem Auswendiglernen von halbwahren Fakten. Es geht mehr darum, eine große Menge zu lernen, als das Richtige und Wichtige zu lernen. Meiner Meinung nach hat das nichts mehr mit Intelligenz zu tun.

Zum zweiten Schultag haben die Schüler zusammengehalten und die Masken abgenommen, wenn die Lehrer nicht da waren. Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten nur in der Schule und auf dem Schulgelände. So versammeln sich alle Schüler dicht an dicht vor der Schule. Damit wird sowieso niemand durch die Masken geschützt.

Ich weiß, dass die Regeln sich nicht ewig aufrecht halten können, da sie unnatürlich sind für den Menschen. Kein Respekt gegenüber den Maßnahmen bedeutet, dass man Respekt für andere Standpunkte hat und nicht, dass man von Grund aus respektlos ist. Wer tatsächlich Respekt hat vor den Maßnahmen und andere ihren Willen aufzwingt, ist in Wahrheit der Respektlose, da er keine Gegenmeinungen zulässt. So respektlose und unwürdige Maßnahmen können sich nicht halten, vor allem wenn jeder Mensch noch Respekt vor sich selbst hat. Wir können also darauf vertrauen, dass es besser wird, auch wenn es noch etwas dauern könnte.