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Direkt ins Amt

Eine Bestandsaufnahme

Stefan Brackmann, 12. September 2021 10:00 Uhr

Gerade heute erreichen mich wieder viele Nachrichten von Menschen oder Gruppen, die so schnell wie möglich eine direkte Einflussname der Wähler herbeiführen möchten. Meine Meinung dazu habe ich auch hier schon hinreichend zur Kenntnis gebracht. Daher sei mir nur eine kurze Auffrischung erlaubt.

Ohne den Drang, sich selbst zu informieren (auch ĂĽber den ĂĽblichen Rahmen hinaus!), sich eine eigene Meinung zu bilden und diese dann auch noch in Entscheidungen einflieĂźen zu lassen, ist man aktuell auf der sicheren Seite. Man eckt nicht an und schwimmt mit dem Strom der Zeit mit. Dieses Modell hat sich in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt.

Es führt mehr als 200 Jahre Aufklärung ad absurdum. Und ist wohl auch gewollt. Wer sich noch halbwegs für aufgeklärt hält, hat es im Moment schwer. Und wer dabei noch hofft, das könnte sich schlagartig zum Besseren wenden, irrt und muss zurück auf Los.

Selbst die mit der direkten Demokratie erfahrenen Schweizer hatten zuletzt bei ihren Möglichkeiten, in die Entscheidungsfindung eingreifen zu können, die Corona-Maßnahmen durchgewunken. Bei anderen Entscheidungen waren sie kritischer. Wer also meint, das Corona-Diktat wäre mit direkter Demokratie nicht zustande gekommen, hat den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt.

Die Menschen müssen erst wieder in die Lage versetzt werden, eigenständig zu denken und zu handeln. Alles Eigenschaften, die uns in den letzten Jahrzehnten abtrainiert wurden. Sowohl die Bildungspolitik als auch die herrschenden sozialen Strukturen hindern uns daran, uns unsere eigenen Gedanken zu machen, geschweige denn die erforderlichen Recherchearbeiten dafür zu unternehmen.

Ich stelle somit folgende Behauptung auf:
Wenn wir zum Beispiel den Bundeskanzler direkt gewählt hätten, dann ständen in der Liste unserer Führungsriege nicht Kohl, Schröder und Merkel. Sondern Beckenbauer, Gottschalk und Jauch! Wenn dies auch jetzt nicht ernstgemeint ist, die Genannten sich auch nicht aufgestellt haben, so wird diese Frage ja gerne immer am Rande der sogenannten Sonntagsfrage gestellt.

Jeder sollte sich selbst hinterfragen, ob er bereit wäre, einer allseits beliebten Person das Vertrauen zu schenken oder doch den am wenigsten abstoßenden aktuell zur Wahl stehenden Kandidaten wählt. Oder doch ganz einfach und lieber so wie immer…


Stefan Brackmann
Bundesvorsitzender
DIE FĂ–DERALEN