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Zellenarrest

Wie die Wirtschaft nicht gesundet

Stefan Brackmann, 15. Dezember 2020 15:00 Uhr

Mehrere Informationen prasselten in den letzten Tagen auf mich ein. Sie alle deuten auf ein Weihnachtsfest hin, das wir so schnell nicht vergessen werden. Was frĂĽher voller Vorfreude stattfand ist heute eine Mischung aus Angst, Unwissenheit und tiefem Misstrauen.

Was führt mich zu diesen Aussagen? Zunächst einmal wurde ein Lockdown noch vor Weihnachten in allen deutschen Bundesländern beschlossen. Die Schulferien werden unfreiwillig verlängert. Die nicht notwendigen Einzelhandelsgeschäfte müssen schließen. Zudem gibt es Ausgangssperren. Die deutsche Übersetzung von Lockdown steht in der Überschrift und bringt das Ganze sehr gut auf den Punkt.

Da ist es nicht verwunderlich, wenn der deutsche Einzelhandel mit einem Brandbrief reagiert. Der Dezember und erst recht die Zeit kurz vor Weihnachten ist die wichtigste Basis für ein Überleben in der rauen Zeit. Dass in dem Schreiben von Jobängsten und Zukunftsängsten gesprochen wird ist nachvollziehbar. Das Schreiben endet mit: Das Versagen der Corona-Politik darf nicht zum Verhängnis des Deutschen innerstädtischen Handels werden.

Durch die Maßnahmen fließt wieder Umsatz aus den Innenstädten in die großen Portale der Online-Anbieter. Die Auswirkungen dieses Handelns der Politik sind erst in Zukunft absehbar. Unsere Einkaufskultur erodiert und ob die Steuereinnahmen deckungsgleich sind, kann auch zumindest bezweifelt werden.

Die Krönung der Geschichte ist jedoch, wenn ein Journalist, wenn auch als Kommentar das Ganze noch befürwortet. So geschehen durch Marc Beise von der Süddeutschen Zeitung. Unter der Überschrift: Die Wirtschaft braucht den Lockdown sieht er diesen als Investition in die Zukunft. Von welcher Zukunft spricht/schreibt er da? Er meint, es sei schwer zu verstehen und Statistiken zu lesen sei ja auch nicht ganz so einfach. Da kann ich nur die Empfehlung aussprechen, einmal in einen Spiegel zu schauen. (Nein, nicht die Zeitschrift!) Und vielleicht auch den einen oder anderen Einzelhändler zu besuchen und mit ihm zu reden. Das gelingt bei Amazon meistens nicht.

Ich jedenfalls schließe mich dem Brandbrief des deutschen Einzelhandels an. Eine Zukunft unserer Innenstädte ohne diesen ist im Sinne einer menschenwürdigen und auf Kommunikation aufgebauten Gesellschaft nicht möglich.

Denkt bei Euren Weihnachtseinkäufen, so sie noch möglich sind, daran.


Stefan Brackmann
Bundesvorsitzender
DIE FĂ–DERALEN



Quellen: Brandbrief des deutschen Einzelhandels; HDE https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/corona-lockdown-wirtschaft-deutschland-1.5147361