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Kritische Masse

Warum wir nur gemeinsam stark sind

Stefan Brackmann, 5. August 2020 20:53 Uhr

Wie sich so alles fügt. Ich kam heute Vormittag wieder nicht dazu, diesen Text zu formulieren. Es wäre heute Morgen auch nicht dieser Text geworden, sondern ein anderer. Jetzt, im Laufe des Tages jedoch, haben sich viele Dinge ereignet, die zu erwähnen es wert sind. Durch die Zusammenarbeit mit vielen lieben und aufmerksamen Leuten ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden, das seinesgleichen sucht.

Wenn man bedenkt, was viele von uns in der letzten Zeit erleben mussten, so freut man sich doch über jede kleine Geste, jedes freundliche Lächeln und jeden Kontakt zu anderen Nach-denkenden. Werden wir doch von allen Seiten mit neuen, alten Worten überzogen, in Ecken gestellt und verunglimpft. Ehemalige Kontakte brechen weg und viele neue ergeben sich. So etwas hatte ich doch gerade schon einmal geschrieben, oder…?

Unsere Bewegung – auch wieder ein schönes Wort in diesem Zusammenhang – wächst genauso schnell, wie die Größe der Medienlügen über die Teilnehmerzahlen bei der Demonstration in Berlin. Das führt irgendwann dazu, dass wir eine sogenannte kritische Masse erreichen. Wer schrieb oder sagte immer etwas zum sogenannten R-Wert? Hier kommt nun der pädagogische Teil mit Ausflügen in die Kernphysik, oder hier noch besser passend, in die Spieltheorie.

Unter einer kritischen Masse versteht man in der Kernphysik die Mindestmasse eines aus spaltbarem Material bestehenden Objektes, ab der die effektive Neutronenproduktion eine Kettenreaktion der Kernspaltung aufrechterhalten kann.

Okay, im Kern spalten lassen möchte ich nicht, also gehe ich doch lieber zur Spieltheorie über. Eine kritische Masse in der Spieltheorie bedeutet, dass nicht die gesamte Gruppe von einer Strategie überzeugt werden muss, sondern dass es ausreicht, nur eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern von dieser Strategie zu überzeugen. Ist dieser Schwellenwert überschritten, die kritische Masse also erreicht, wird sich diese Strategie selbsttragend durchsetzen.

Es handelt sich hier um sogenannte gruppendynamische Effekte, die nur schwer greifbar oder einzuordnen sind. Wenn es sich um Veränderungsprozesse handelt, werden gerne Zahlen von ca. 10 % der Gesamtmenge genannt. Rechnen wir also einmal. Jetzt kommt auch noch Mathe dran, ja! Wenn man davon ausgeht, dass vielleicht 1 % der Bevölkerung am letzten Wochenende in Berlin war, dann fehlt noch ein wenig. Geht man davon aus, dass viele den Weg gescheut (und mittlerweile bereut) haben, so kann man diese Zahl bestimmt noch einmal um einen gewissen Faktor erhöhen. Gehen wir mal von 3 aus.

Jetzt muss/kann man die Basiszahl aller Personen ja bereinigen um z. B. Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Da hilft dann die Zahl der Wahlberechtigten. Dann sind wir in unserem Land in etwa bei 61,6 Millionen Personen. Rechnen wir neu, sind es schon ziemlich genau 4 %. Warum rechne ich das? Wir können uns am letzten August-Wochenende davon überzeugen, ob und wie dieser Prozess abläuft.

Dann findet nämlich die nächste große Demonstration in Berlin statt, zu der vermutlich doppelt so viele kommen werden, also 35.600. Sorry, muss ich so schreiben, sonst…

Die Folgen der Entwicklung können gravierend sein, hier ist dann doch wieder die Kernphysik gefragt. Eine Kernschmelze ist nicht mehr auszuschließen.


Stefan Brackmann
stellvertretender Bundesgeschäftsführer
DIE FĂ–DERALEN



Quelle: Wikipedia