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Kollateralschäden III

Nur eine Trilogie?

Stefan Brackmann, 29. Juli 2020 20:42 Uhr

Einer meiner Lieblingssprüche beginnt mit Es kommt anders…. Wie fast jeden Morgen beim Verfassen meiner Gedanken. Den dritten Teil der Kollateralschäden wollte ich eigentlich erst nach Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen von Juli schreiben. Doch was musste ich gestern zu meiner Verwunderung aus allen Kanälen hören oder lesen?.

Jede Menge Kurzarbeit in Kliniken lautet beispielsweise die Schlagzeile der Tagesschau.

Weiter geht es im Text folgendermaßen:

Da während der ersten Corona-Welle viele medizinische Versorgungsbereiche heruntergefahren wurden, kam es in Kliniken und Arztpraxen zu einem Beschäftigungsmangel. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht, hätten demnach in den Monaten März bis Mai bundesweit gut 1200 Krankenhäuser und knapp 48.300 Arztpraxen Kurzarbeit für insgesamt rund 410.000 Beschäftigte angemeldet.

Abgesehen davon, dass es sich hier bereits um alte Zahlen handelt und diese Tatsache für uns keine neue Erkenntnis darstellt, sind das nach wie vor erschreckende Zustände! Im weiteren Text wird noch versucht, das herunterzuspielen. Da steht doch tatsächlich, dass erfahrungsgemäß die Zahlen noch fallen werden, weil vieles unklar sei, dies aber erst in einigen Monaten feststehe. In einigen Monaten erinnert sich niemand mehr (oh, doch!), wie hier wieder sprachlich manipuliert wird. Wenn man schon die Zahlen nicht mehr verschweigen kann, so werden sie doch wieder verharmlost.

Lapidar wird in einem Nebensatz etwas von verlangsamter Ausbreitung und schrittweisem Hochfahren der Medizinversorgung ab April kundgetan. Sorry, hier muss ich deutlich werden: Habt Ihr sie noch alle? Hier müssen doch einmal konkrete Beispiele her, wer unter verschobenen Operationen gelitten hat oder sogar zu Tode gekommen ist. Nicht, dass besonders die HNO-und Augenärzte betroffen sind. Es geht um Schicksale, um ernste Erkrankungen, die nicht oder verspätet behandelt werden. Wer die Bevölkerung mit solchen weichgespülten Halbwahrheiten abspeist, der sollte sich schämen und ist seiner Berufszunft nicht wert. Wer bezahlt die noch einmal? Lasst uns mal nachdenken…

Ein kurzer Nachsatz aus dem heutigen Morning Meeting von Gabor Steingart:

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), beklagt die zunehmende Handy-Nutzung von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Zeit – und startet eine Präventionskampagne gegen Online-Sucht. Durch die Coronakrise sei die Nutzung von sozialen Medien an Wochentagen um 66 Prozent angestiegen, berichtet Ludwig. Noch alarmierender ist der Trend bei der Nutzung von Spielen wie Fortnite. Die Spielsucht - und damit der Rückzug aus der wahren in die virtuelle Welt – gehört zum bitteren Erbe der Corona Zeit.

Hier kommen wenigstens einmal halbwegs Daten auf den Tisch. Aber zur Lösung soll es eine Präventionskampagne geben! Die wahrscheinlich noch online! Ich komme aus dem Fremdschämen gar nicht mehr raus. Ich kenne eine einfachere Möglichkeit. Und die ist wirklich genial und steht sogar im Text. Man muss den Satz nur umdrehen. Ihr wisst schon, was und welchen ich meine.

Übrigens endet mein obiger Spruch folgendermaßen …wenn man denkt!


Stefan Brackmann
stellvertretender Bundesgeschäftsführer
DIE FÖDERALEN



Quelle: Tagessschau.de / Steingarts Morning Briefing